Es gibt Spiele, die Geschichten erzählen. Und es gibt Spiele, die dich zwingen, Stellung zu beziehen. I AM RIPPER, der neue Titel von White Paper Games, gehört zweifellos zur zweiten Kategorie. Mit ihrer Ankündigung am 6. Mai 2025 präsentiert das britische Studio ein Werk, das nicht nur durch seine Atmosphäre besticht, sondern sich mutig in ein Genre wagt, das im interaktiven Bereich bisher unterrepräsentiert ist – den Thriller.
Die Geschichte führt dich in das Großbritannien der späten 1980er Jahre, mitten in wirtschaftlicher Unsicherheit und sozialem Umbruch. Als forensischer Ermittler wirst du zu einer brutalen Mordserie in einem nordwestlichen Küstenort gerufen. Die Spuren sind dünn, die Zeit drängt – und jeder Schritt könnte Konsequenzen haben, die du nicht mehr rückgängig machen kannst.
White Paper Games setzt auf eine bewährte Erzählstruktur, die bereits in früheren Titeln wie Ether One, The Occupation oder Dahlia View für Aufmerksamkeit sorgte. Dabei wird keine Story vorgekaut, sondern fragmentarisch vermittelt – der Spieler muss die Teile selbst zusammensetzen, Entscheidungen treffen und mit deren Auswirkungen leben.
In I AM RIPPER steht nicht der bloße Nervenkitzel im Vordergrund. Vielmehr geht es um das Gefühl der Hilflosigkeit, der moralischen Ambivalenz und der Verantwortung gegenüber dem, was als Wahrheit gilt. Das Spiel verzichtet auf simple Schwarz-Weiß-Zeichnungen und zwingt dich, dein eigenes Urteil zu fällen – auch wenn das bedeutet, mit Schuld leben zu müssen.
Spielerisch erwartet dich ein Mix aus forensischen Untersuchungen, interaktiven Spielmechaniken und verzweigten Dialogpfaden. Besonders hervorzuheben ist der hohe Grad an physischer Interaktion – die Entwickler legen Wert auf Details, wie etwa die realistische Nachbildung einer Nahtöffnung bei einer Obduktion, die bereits im Ankündigungstrailer zu sehen ist.
Hinzu kommt eine narrative Struktur, die von mehreren Perspektiven lebt. Verschiedene Charaktere mit eigenen Sichtweisen, Hintergründen und Motiven sorgen dafür, dass keine Entscheidung eindeutig wirkt. Jede Entscheidung verändert den Verlauf der Geschichte – und deine Rolle in ihr.
White Paper Games zeigt erneut, dass ein Videospiel mehr sein kann als bloßer Zeitvertreib. Mit I AM RIPPER entsteht ein Werk, das Mut zur Tiefe hat und seine Wurzeln im klassischen Thriller sucht – nicht in überzeichnetem Horror, sondern in realer menschlicher Tragik und moralischem Dilemma.

