Mit Sub-Verge feiert das Studio Interactive Tragedy einen bemerkenswerten Einstieg in die Welt der narrativen Spiele. Auf den ersten Blick mag das Szenario vertraut wirken: Ein gestrandetes U-Boot, ein feindlicher Ozean und eine Crew, die ums Überleben kämpft. Doch wer genauer hinschaut, erkennt schnell, dass sich Sub-Verge bewusst von klassischen Mustern absetzt.
Anstelle von Rätseln mit Schlüsseln und Hebeln stellt das Spiel die zwischenmenschliche Kommunikation in den Mittelpunkt. Als stummer Pilot beobachtest du das Zusammenspiel einer zerstrittenen Mannschaft. Statt selbst zu sprechen, steuerst du den Verlauf der Gespräche über sogenannte „Handles“ – kleine Impulse, die du den Tauchern gibst. Wer wie reagiert, bestimmt, ob Misstrauen wächst oder Kooperation entsteht.
Diese Mechanik verleiht dem Spiel eine emotionale Tiefe, wie sie selten in Videospielen erreicht wird. Entscheidungen basieren nicht auf Zahlen oder Inventargegenständen, sondern auf Einfühlungsvermögen und sozialer Dynamik. Die Dialoge sind dabei nicht Beiwerk, sondern das Herzstück des Gameplays – sie entscheiden über Leben und Tod, über Rettung oder Zerfall.
Zach Dodson, der kreative Kopf hinter dem Spiel, ist kein Unbekannter im Bereich experimenteller Erzählformate. Mit Sub-Verge bringt er seine Erfahrungen aus der Literaturwelt in ein interaktives Medium, ohne sich den Konventionen zu beugen. Es ist ein Spiel, das nicht durch Lautstärke überzeugt, sondern durch leise, aber tiefgreifende Entscheidungen.
Das düstere Unterwassersetting verstärkt die Isolation und den psychologischen Druck. Die Geschichte entfaltet sich in kleinen, bedeutsamen Momenten – ganz in der Tradition klassischer Erzählspiele, jedoch mit einem frischen Ansatz, der auf Nähe, Empathie und komplexe Gruppendynamik setzt.
Sub-Verge ist ab sofort auf Steam verfügbar und offizieller Bestandteil von LudoNarraCon. Wer narrative Spiele mit Anspruch und Tiefgang schätzt, sollte einen Tauchgang wagen.
